„Kooperation ist gekennzeichnet
durch den Bezug auf andere, auf gemeinsam zu erreichende Ziele bzw. Aufgaben,
sie ist intentional, kommunikativ und bedarf des Vertrauens. Sie setzt eine
gewisse Autonomie voraus und ist der Norm von Reziprozität verpflichtet.“
(Spieß, 2004, S. 199) Reinmann bezieht sich in ihrer Definition bzw. der
Unterscheidung zum Begriff der „Kollaboration“ vor allen auf den Terminus der
„Arbeitsteilung“ (Reinmann, 2008, S. 67), welcher besonders im
englischsprachigen Raum als Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden
Begriffen „Kooperation und Kollaboration“ dient. Bei Kooperationen teilen sich
die Mitglieder die Arbeit auf. Jedes Mitglied hat dabei seine oder ihre Arbeit
zu erledigen. Die Zusammenfügung der Teile ergibt dann die Gesamtheit der
Arbeit. Lernen in Teams und Kleingruppen ist charakteristisch für kooperatives
Lernen. „Versteht man Lernen unter anderen als einen sozialen Prozess, liegt
die Folgerung nahe, bei der Gestaltung von Lernumgebungen auch kooperatives
und/oder kollaboratives Lernen zu fördern.“ (Reinmann, 2008, S. 68) Grote und
Cordes Ansatz in ihrem Artikel „Web 2.0 als Inhalt und Methode in
Fortbildungsangeboten zur E-Kompetenzentwicklung“ sieht dabei Kooperation und
selbstgesteuertes Lernen vermehrt in virtuellen Räumen des Web 2.0.
Hervorgehoben sei dabei die Tatsache, dass „in diesem Kontext sowohl an die Lernenden
als auch an das Lehrpersonal neue Anforderungen hinsichtlich ihrer Kenntnisse
und Fertigkeiten“ (Grote & Cordes, 2009, S. 197) gestellt werden. Damit
kann der Bogen zu dem in Kapitel 2.3.3. behandelten Kompetenzbegriff gespannt
werden, der als wesentlicher Faktor für Kooperation eingestuft wird. In
weiterer Folge unterstreichen die Autoren Web 2.0 Anwendungen und E-Learning in
Bezug auf Kooperation und Zusammenarbeit an Hochschulen und Schulen, „um auf
einfache Weise eine lernerorientierte Gestaltung von Bildungsangeboten und die
Unterstützung kooperativer und selbstorganisierter Lernprozesse zu fördern“
(Grote & Cordes, 2009, S. 197)
Abschließend muss aber festgestellt
werden, obwohl sich viele erziehungswissenschaftliche Beiträge in der
Fachlitertur mit der Kooperation zwischen Lehrkräften beschäftigt haben, hat
das Thema der Kooperation in Deutschland innerhalb der Lehrerschaft keinen sehr
hohen Stellenwert. „Viele empirische Studien belegen den untergeordneten
Stellenwert der Kooperation von Lehrkräften in Kollegien; ein Trend zu mehr
Zusammenarbeit lässt sich dabei insgesamt nicht feststellen.“ (Gräsel,
Fußangel, & Pröbstel, 2006, S. 205) Altrichter spricht schon 1996 von der
Schule als „zelluläre Organisation“, in welcher die Lehrkräfte einzig für ihre
Klassen verantwortlich sind. „Zusammenarbeit ist in Schulen allenfalls
vorgesehen und nicht obligatorisch.“ (Gräsel, Fußangel, & Pröbstel, 2006,
S. 206)
Interssant erscheint aber anderseits
die Tatsache, dass Ansätze in der Lehrerbelastungsforschung aufzeigen, dass
gerade Kooperation und Kollaboration bzw. „wahrgenommene Unterstützung durch
KollegInnen und Kollegen sowie als produktiv und angenehm eingeschätzte
Arbeitsbeziehungen…als (kleiner) Schutzschild gegen Arbeitsunzufriedenheit und
Burnout betrachtet werden.“ (Gräsel, Fußangel, & Pröbstel, 2006, S. 205)
Hier kann auch die Überleitung zur untersuchten Organisation gemacht werden,
denn Kooperation und Zusammenarbeit können die Chance sein, die schwindende Motivation
der Lehrkräfte zu bündeln und ein Umdenken einzuleiten.
Aus:
Blended Learning als Chance der Wissensvermittlung und Verbesserung
kollaborativer Zusammenarbeit von LehrerInnen, Mittl Oliver 2012
Literatur:
Gräsel, C., Fußangel, K., & Pröbstel, C.
(März/April 2006). Lehrkräfte zur Kooperation anregen - eine Aufgabe für
Sisyphos? Zeitschrift für Pädagogik , S. 205-219.Grote, B., &
Cordes, S. (2009). Web 2.0 als Inhalt und Methode in Fortbildungsangebot zur
E-Kompetenzentwicklung. In N. H. Apostolopoulos, E-Learning 2009 - Lernen im
digitalen Zeitalter (S. 197-208). Münster / New York / München / Berlin: Waxmann Verlag
GmbH.
Reinmann,
G. (2008). Blended Learning in der Lehrerbildung. Lengerich:
Pabst Science Publishers.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen