Im Folgenden sollen die Begriffe
der Kollaboration und der Kooperation genauer beleuchtet werden. Im Gegensatz
zum englischsprachigen Raum werden diese beiden Begriffe im deutschsprachigen
Raum zumeist als eine Begrifflichkeit verstanden. Betrachtet man die Bedeutung
beider Termini aber genauer, so findet man heraus, dass die „Bezeichnung
“kollaboratives Lernen“ eine stärkere Gemeinschaftsarbeit im Vergleich zum
“kooperativen Lernen“ (Ojstersek &
Adamus, 2009, S. 2) zu Folge hat. Nach „Reinmann-Rothmeier & Mandl (1999)
verfolgen beim Kollaborativen Lernen alle Beteiligten ein gemeinsames
Ziel“ (Ojstersek & Adamus, 2009, S.
2), und Salomon (2002) stellt des weiteren fest, dass die Anforderungen an den
Einzelnen beim Kollaborativen Lernen weit höher sind, „da es sowohl
individuelles Lernen, Engagement in einer Lerngemeinschaft als auch die
Unterstützung und Förderung von anderen beinhaltet.“ (Ojstersek & Adamus,
2009, S. 2) Bezugnehmend auf die vorliegende Arbeit und basierend auf der Tatsache, dass der Einsatz von Blended
Learning auch eine Änderung der Planung
und Vorbereitung des Unterrichts zu Folge hat, soll hier in weiterer Folge auch
Bezug auf Seufert und Schrack genommen werden. Damit kann auch die Brücke zu
der Forschungsfrage geschlagen werden, denn Kollaboration und Zusammenarbeit im
Schulalltag haben zumeist ein Ziel – die Verbesserung des Unterrichts und die
Steigerung der Effizienz. Ohne ein didaktisches Konzept (Seufert, 2002, S.
45-48) verknüpft mit der nötigen digitalen Kompetenz - Basic skills entwickeln
sich zu Key Competences - (Schrack, 2010), erscheint der Einsatz von E-Learning
oft enttäuschend, und dessen Potential kann nicht ausgeschöpft werden.
Mayer, Resinger und Schratz
haben in ihrer Untersuchung „E-Learning im Schulalltag“gezeigt, dass es durch
eine regelmäßige Auseinandersetzung mit dem Thema E-Learning und Blended
Learning bei den LehrerInnen zu einer Sicherheit im Umgang mit Informations-
und Kommunikationstechnologien kommt. Dies wiederum hat zur Folge, dass „im
Umgang mit E-Learning erworbene Wissen wurde vor allem unter den
FachKollegInnen sowie den KlassenLehrerInnen ausgetauscht und vertieft“ (Mayr,
Resinger, & Schratz, 2009, S. 100 f.) wurde. In weiterer Folge konnte auch
festgestellt werden, dass es auch im Bereich der Schulentwicklung bzw. Vernetzung
innerhalb der KollegInnen zu effektiverer Zusammenarbeit kommt bzw. „eine
Verdichtung des Wissenstransfernetzes innerhalb der Schule“ (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, S. 101)
entsteht. Auch hier kann der Zusammenhang zur Forschungsfrage der vorliegenden
Arbeit gestellt werden, denn der Ansatz und die Ergebnisse von Mayr beschreiben
einen ähnlichen Zugang zum Thema der Kollaboration und des Blended Learning.
Marija Cubric, Lektorin an der Universität Hetfordshire beschreibt in ihrem
Artikel „What is the innovation beyond the „state of the art“ in e-learning?“
sehr klar, dass kollaboratives Lernen im Gruppenkontext stattfindet bzw. „as
a result of group interactions, where knowledge is created as it is shared.“ (Cubric, 2011, S. 50). Wesentlich erscheint ihr aber
auch die Unterscheidung zwischen kollabrorativem und kooperativem Lernen, wobei
für die Entwicklung einer Professionalisierung der Zusammenarbeit innerhalb der
Organisation sicher beide Formen einen Fortschritt bringen können. „Collaboration
is a philosophy of interaction and personal lifestyle“ (Cubric, 2011, S. 50) Kooperatives Handeln
oder Arbeiten dagegen wäre zum Beispiel „ a group of students working together
to create a web page.“ (Cubric, 2011,
S.50). Das Ende der Zusammenarbeit wäre mit dem Endprodukt der Website
absehbar, doch längerfristige Zusammenarbeit erfordert Kollaboration im Team.
Gerade deswegen kann die Kollaboration unterstützend wirken, denn eigene
Defizite im Bereich Blended Learning können in der Zusammenarbeit mit „Wissensträgern“
ausgeglichen werden. Dadurch kann es
aber auch zu einer Motivation der LehrerInnen führen, denn durch Kollaboration
innerhalb der Community of Practice herrscht nicht nur eine gemeinsame Sprache,
sondern „gemeinsam erfahrene Geschichten und Empfindungen des regelmäßigen
Miteinanders erleichtern und vertiefen die Kommunikation und den sozialen
Austausch untereinander.“ (Guretzky, 2007, S. 3)
Bezugnehmend auf das
wesentliche Ziel jeder effektiven Zusammenarbeit im Lehrkörper, die Qualität
des Unterrichts zu steigern, kann festgestellt werden, „das Reizvolle des
Blended Learning ist für die SchülerInnen vor allem die Abwechslung. Der
Unterricht wird für sie dadurch unterhaltsamer, spannender, anschaulicher und
kreativer.“ (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, S. 110) Diese Tatsache kann
wiederum zu einer Steigerung der Qualität von Unterricht bzw. der Organisation
führen, denn aus der eben zitierten Untersuchung geht auch hervor, dass gerade
im Rahmen von Blended Learning „die klassische Form des Frontalunterrichts
zugunsten eines schülerzentrierten Unterrichts aufgebrochen“ (Mayr, Resinger,
& Schratz, 2009, S. 111) wird.
Grote und Cordes beschreiben in
ihrem Artikel „Web 2.0 als Inhalt und Methode in Fortbilungsangeboten zur
E-Kompetenzentwicklung“ recht deutlich, welche Vorteile und positive
Auswirkungen gerade der Einsatz des Computers bzw. in weiterer Folge des Web
2.0 auf Kollaboration und Vernetzung innerhalb von LehrerInnen haben kann.
Kollaboratives Lernen und „user generated content“ (Grote & Cordes, 2009, S. 202) werden
dabei als zentrale Elemente des E-Learnings bzw. Blended Learnings angesehen.
Zentrale Ergebnisse von
Fortbildungsmaßnahmen der Freien Universität Berlin zur E-Kompetenzerweiterung
waren dabei:
• Gemeinsam und kollaborativ erstellte Inhalte
• Individuelle
Lernprozesse werden durch Blended Learning Konzepte unterstützt
• Lernprozesse werden relflektiert und Erfahrungen
weitergegeben
• Vernetzung
wird auf Grund unterschiedlicher Funktionalitäten (Web 2.0) erhöht und
Kommunikationsprozesse werden unterstützt
• Gemeinsame
Arbeitsprozesse werden leichter koordiniert (Grote & Cordes, 2009, S. 197 -
205)
Schon von Anbeginn des
Internets gehört Kollaboration zu einer der Grundgedanken des World Wide Web ,
doch haben Ojestersek und Adamus zu Folge „erst aktuelle Entwicklungen, wie Web
2.0-Technologien, diesen Aspekt (neben anderen) wieder in den Mittelpunkt der
Betrachtungen“ (Ojstersek & Adamus, 2009, S. 4) gerückt. „Das Neue hierbei
ist die Konsequenz, mit der die-ses Prinzip jetzt zum gemeinsamen Wissensaufbau
genutzt werden kann.“ (Ojstersek & Adamus,
2009, S. 4)
„Die Idee des Web 2.0 mit dem
Grundgedanken der Kollaboration und Vernetzung des Lernens ist für viele
zunächst ungewohnt, da sie oft den persönlichen Lernerfahrungen widerspricht,
und wird erst dann akzeptiert, wenn der Mehrwert durch die Lernerfahrungen im
Rahmen der Fortbildung“ (Grote & Cordes, 2009, S. 207) verdeutlicht wurde.
Dieser Mehrwert kann auch in der vorliegenden Organisation einen der
Knackpunkte für zukünftige Entwicklungen darstellen, soll aber im empirischen
Teil untersucht werden. „Bei einer gelingenden Kollaboration kommt es zu
Austausch von bisher ungeteiltem Wissen („distributed knowledge“) und zum
Entstehen von geteiltem Wissen („shared knowledge“), da ganz unterschiedliche
kognitive Ressourcen und individuelle Expertisen sich gegenseitig befruchten.“ (Wiater,
2007, S. 241 - 242)
Aus:
Blended Learning als Chance der
Blended Learning als Chance der
Wissensvermittlung und
Verbesserung
kollaborativer Zusammenarbeit
von LehrerInnen
Mittl Oliver
Mittl Oliver
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