Zu Beginn dieses Kapitels soll auf den
Kompetenzbegriff als Überbegriff kurz eingegangen werden. Seit PISA wurde der
Begriff der „Kompetenz“ ins Zentrum pädagogischer Überlegungen gestellt und
findet immer wieder Eingang in Lehrpläne und fachliche pädagogische Schriften.
Als Hintergrund der Überlegungen und möglicher Definitionen gelten dabei alle
Fertigkeiten, Fähigkeiten, Kenntnisse und Qualifikationen, welche SchülerInnen
am Ende ihrer Schullaufbahn haben sollen.
(Hechenleitner & Schwarzkopf, 2006, S. 1 f.) Trotz Bildungsstandards
und einheitlicher Prüfungsanforderungen „wird der Kompetenzbegriff auf
wissenschaftlicher Seite noch immer kontrovers diskutiert und in der Praxis
äußert variantenreich verwendet.“ (Hechenleitner & Schwarzkopf, 2006, S. 1)
Die Anwendung von Fertigkeiten und Wissen steht im
Vordergrund der Überlegungen, und von Deutschland ausgehend hat sich die im
Jahr 2001 von F.E. Weinert formulierte und auch meistzitierte Variante des
Kompetenzbegriffes durchgesetzt.
„Die bei Individuen verfügbaren oder durch sie
erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu
lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen
Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen
erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“ (Weinert, 2001, S. 27 f.)
Abzugrenzen ist hier der Begriff der „Qualifikation“, denn damit wird „eine
konkrete, personenunabhängige Befähigung bzw. Eignung“ (Hechenleitner & Schwarzkopf, 2006, S. 1)
angesehen. Dieser erscheint im Zusammenhang mit dem vorliegenden Problem in
Bezug auf Blended Learning und Kollaboration als nicht unwesentlich, denn auch
in diesen Bereichen sind Qualifikationen und Wissen kein Nachteil und als Basis
für Weiterentwicklung nicht unwesentlich.
Auch die von Hechenleitner und Schwarzkopf beschriebenen Begriffe der
„Schlüsselkompetenz“ und „Fachkompetenz“ werden als durchaus zielführend
eingestuft. In Bezug auf Fachkompetenz „wird häufig von Handlungskompetenz
gesprochen, welche sich wiederum in die Dimensionen der „Fachkompetenz“ selbst,
„Humankompetenz“ und „Sozialkompetenz“ unterteilen lässt. Besonders „im berufs-
und wirtschaftspädagogischen Bereich“ (Hechenleitner
& Schwarzkopf, 2006, S. 2) stellt der Begriff der „Handlungskompetenz“ das
wesentliche Leitziel beruflicher Bildung dar und findet durchaus auch in der
vorliegenden Arbeit seine Berechtigung.
Der Begriffes der Medienkompetenz, welcher besonders
im Bereich Blendend Learning und E-Learning als wesentlich erscheint, wird in
der Literatur oft aus verschiedenen Positionen beschrieben bzw. definiert. Für
die Herangehensweise dieser Arbeit erscheint der Ansatz Mosers passend. Heinz
Moser spricht von einem Bündel von Fähigkeiten welche der Lernende in der
Auseinandersetzung mit Medien selbst zu entwickeln hätte. Dies geschieht im
Rahmen von geeigneten Lernsituationen, mit denen die Schüler „kompetent und
souverän“ umgehen können. (Moser H. , 2006, S. 220). Bewusst soll hier nun die
Überleitung von der SchülerInnenrolle zur eigentlichen Zielgruppe der Arbeit
gesetzt werden, zu den PädagogInnen.
Mayer, Resinger und Schratz beschreiben in ihrem Buch
„E-Learning im Schulalltag“, wo die Umsetzung des Themas eLearning in
verschiedenen eLSA – Schulen untersucht wurde, recht anschaulich, dass
KollegInnen durch Zusammenarbeit und Vernetzung zu ExpertInnen auf dem Gebiet
des Blended Learning wurden. Mit der Steigerung ihrer Kompetenz wurde deutlich,
dass sie ihr Können auch bereitwillig anderen KollegInnen zur Verfügungen
gestellt haben. Nicht nur innerhalb der eigenen Schule wurden Netzwerke
aufgebaut, sondern auch schulübergreifende Kollaborationen wurden eingerichtet.
Auch von den unterschiedlichen Schulleitungen wurde bestätigt, dass die
Steigerung der Kompetenz und die „Professionalität im Umgang mit E-Learning“
eine Steigerung der beruflichen Professionalität der KollegInnen zu Folge
hat. (Mayr, Resinger, & Schratz,
2009, S. 43 f.)
Dieses Beispiel zeigt anschaulich, dass
Medienkompetenz und E-Learning auch Auswirkungen auf das Wissensmanagement
innerhalb von Organisationen haben, denn mit Hilfe von Informations- und
Kommunikationstechnologien kommt es zu einer Flut von (Gruber-Rotheneder, 2011)
Wissen, welches in Netzwerken verbreitet wird (Wiater, 2007), und auch anderen KollegInnen in ihrer
Vorbereitung helfen kann.
Mandl und Kopp betonen in ihrem Forschungsbericht zu
Blended Learning, dass Kompetenz im Umgang mit neuen Medien wesentlich ist,
denn „nicht nur eine sichere technische Handhabung, sondern auch die Fähigkeit,
Medien gezielt zur Informationssuche einzusetzen“ (Mandl & Kopp, 2006, S.
11) erscheint wesentlich für Zusammenarbeit und Kollaboration. Blended Learning
setzt als Grundlage digitale Medien voraus, welche in Organisationen auch zu
Innovationen führen können, denn der Einsatz von Medien führt neben der
„Organisation und Verwaltung von Bildungsprozessen“, auch zu einer
„Kommunikation, zur Kooperation und zum persönlichen Wissensmanagement“ in
Schulen. (Reinmann, Florian, Häuptle, & Metscher, 2009, S. 4)
In weiterer Folge kann diese Entwicklung zu „neuen
Lerngemeinschaften unter Lehrkräften einer Schule oder zu neuen Formen der
Fortbildung von Lehrern führen.“
(Reinmann, Florian, Häuptle, & Metscher, 2009, S. 4)
Im Rahmen ihrer Arbeit „Wissenschaftliche Begleitung
von Blended Learning in der Lehrerfortbildung“ (2009) konnten Reinmann,
Florian, Häuptle und Metscher weiters festellen, dass die KursTeilnehmerInnen
des Forschungsprojektes der Universität Augsburg im Rahmen des »Intel® Lehren –
Aufbaukurs Online«, „ihre Methoden- und Medienkompetenzen“ (Reinmann, Florian, Häuptle, & Metscher,
2009, S. 110) gesteigert haben und Offenheit bzw. Zusammenarbeit zwischen den
KollegInnen als wesentliche Faktoren für den Erfolg von Blended Learning
eingestuft wurden. „Offenheit und eine Reflexion des eigenen Unterrichts sowie
die Zusammenarbeit mit Kollegen erwiesen sich hier als zentrale Punkte.“ (Reinmann, Florian, Häuptle, & Metscher,
2009, S. 110)
Ob es aber zu einer erfolgreichen Umsetzung von
Blended Learning Konzepten an Schulen kommt und ob dies in weiterer Folge auch
zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften führt, ist nach Reinmann,
Florian, Häuptle und Metscher auch wesentlich von der Medienkompetenz der
LehrerInnen abhängig. Auch das mediendidaktische Verständnis und das Wissen
bzw. Können im Bereich der neuen Medien scheinen wesentliche Faktoren für den
erfolgreichen Einsatz von Blended Learning zu sein, denn Unsicherheit und
Hemmungen sind oft der Grund für das Scheitern solcher Versuche. (Reinmann, Florian, Häuptle, & Metscher,
2009, S. 1-2)
Wenn LehrerInnen zu ExpertInnen werden, und im Zuge
der eigenen Fortbildung Kompetenzen im Bereich neuer Medien entwickeln, dann
führt dies nach Häuptle, Florian und
Reinmann zu Transfererfolgen, denn „digitale Medien können Motor von
Innovationen sein“ (Häuptle, Florian,
& Reinmann, 2008, S. 4)
Zusammenfassend kann hier gesagt werden, dass
Medienkompetenz verstärkt auf den Umgang
mit neuen Medien abzielt. Die Vermittlung von instrumentellem Wissen, der
richtige Einsatz der Medien, aber auch die kritische Reflexion im Umgang mit
den Medien erscheint als wesentlich und wird auch im Handbuch „Digitale Medien“
von Gruber-Rotheneder so definiert. (Gruber-Rotheneder,
2011)
Aus: Blended Learning als Chance der Wissensvermittlung und Verbesserung kollaborativer Zusammenarbeit von LehrerInnen, Mittl Oliver 2012
Literatur:
Häuptle,
E., Florian, A., & Reinmann, G. (2008). Nachhaltigkeit von
Medienprojekten in der Lehrerfortbildung: Abschlussbericht zur Evaluation des
Blended Learning-Lehrerfortbildungsprogramms „Intel® Lehren – Aufbaukurs
Online". Augsburg: Universität Augsburg.
Reinmann,
G., Florian, A., Häuptle, E., & Metscher, J. (2009). Wissenschaftliche
Begleitung von Blended Learning in der Lehrerfortbildung: Konzept, Methodik,
Ergebnisse, Erfahrungen und Empfehlungen am Beispiel "Intel Lehren -
Aufbaukurs Online". Münster: MV-Verlag.
Moser,
H. (2006). Einführung in die Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag.
Niemeyer,
B. (2005). Neue Lernkulturen in Europa? Prozesse, Positionen, Perspektiven.
Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Gruber-Rotheneder, B. (2011). Lernen mit digitalen
Medien - Ein Handbuch Erwachsenenbildung und Regionalentwicklung. Wien:
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Wiater,
W. (2007). Wissensmanagement - Eine Einführung für Pädagogen. Wiesbaden:
GWV Fachverlag.
Hechenleitner, A., & Schwarzkopf, K. (April 2006). Staatsinstitut
für Schulqualität und Bildungsforschung. Abgerufen am 20. Feber 2012 von
isb.bayern.de: http://www.kompas.bayern.de/userfiles/infokompetenz.pdf
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