Mittwoch, 5. Dezember 2018

Schulen sollen sich "entgrenzen" und Lernorte flexibel gestalten (English version is at the end of the article!)

Im Folgenden soll nicht nur die Zukunft des E-Learnings im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen, sondern auch der Versuch einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema dargestellt werden.

Wernstedt und John-Ohnesorg streichen in ihrem Konferenzprotoll zum Thema Neue Medien in der Bildung „die Hoffnung auf ein moderneres, individuelleres, selbstbestimmteres Lernen mit digitalen Medien“ (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, S. 5) hervor, weisen aber im nächsten Satz auf gebotene Skepsis hin, denn „zu häufig schon sind Bildungsrevolutionen durch neue Techniken ausgerufen worden“ (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008), welche aber dann nie eingetreten sind. Diese kritische Betrachtung soll aber nicht dazu führen, sich Neuen Medien gegenüber zu verschließen, denn zeigen sich weitreichende Chancen für die Bildung, welche schon durch den selbstverständlichen Umgang der SchülerInnen mit den Neuen Medien vorgezeichnet sind. Schon 2006 nutzten laut PISA 90 Prozent der Jugendlichen in Deutschland den Computer, kommunizierten über soziale Medien und nutzten alle ihnen zugänglichen Medien, um sich Informationen zu beschaffen.

Als wesentlicher Einflussfaktor zum erfolgreichen Einsatz von E-Learning muss aber auch die Technik bzw. die Ausstattung an den Schulen angesehen werden. „Die Technik muss funktionieren – verbesserte Ausstattung und langfristige Nutzungsmöglichkeiten sichern.“ (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, S. 8)

Studien von Prof. Dr. Bardo Herzig und Sandra Aßmann von der Universität Paderborn zeigen recht deutlich, „der Zugang zu und die Nutzung von digitalen Medien hängt in Deutschland nach wie vor vom sozioökonomischen Status ab.“ (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, S. 41)
Die Schule kann hier einen Ausgleich schaffen und allen SchülerInnen in gleicher Weise die Chance zu einem Zugang zum Computer bieten, unabhängig von ihrem sozialen Status. Initiativen wie „Schulen ans Netz“ versuchen in Deutschland die Computerausstattung, den Netzzugang in ihrer Qualität und auch die Anzahl der Computer an Schulen zu steigern. Ähnliche Probleme finden sich auch in Österreich, und gerade hier kann ein wesentlicher Ansatzpunkt für die Zukunft von E-Learning in der Schule gesetzt werden.

Die Kompetenzvermittlung unserer SchülerInnen im Bereich des E-Learnings muss in der Zukunft vermehrt von den Schulen getragen werden, wobei aber als Voraussetzung eine fundierte Ausbildung der Lehrkräfte notwendig erscheint. „Nimmt man das Ziel, neue Medien in der Schule verstärkt einzusetzen, ernst, dann ist die Fortbildung der Lehrerschaft in diesem Bereich unabdingbar.“ (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, S. 8)
„Lehrende wie Lernende, Schulleitungen und Bildungsexperten müssen jedoch selbst dazu beitragen, indem sie Erfahrungen mit den neuen Medien in der Schule weitergeben, evaluieren und kontinuierlich entwickeln und so zu einer Qualitätskontrolle des Lernens und Lehrens mit eLearning-Instrumentarien beitragen.“ (Revermann, 2008, S. 51)

In einem Interview mit den Autoren des Buches „Digitale Lernwelten“ (2010) skizzieren Arnold und Reinmann die Zukunft digitaler Lernwelten. Dieser Ansatz wird auch in Bezug auf die vorliegende Betrachtung als passend angesehen, handelt es sich gerade bei Reinmann um eine der führenden WissenschaftlerInnen, die sich mit den Themen E-Learning, Blended Learning und im Speziellen dem Bildungsbereich beschäftigen.
Reinmann sieht enorme Chancen in Web 2.0 Anwendungen, aber auch in der Aufgabe, die dafür notwendigen Kompetenzen in der Organisation Schule aufzubauen. Die Chance diese Kompetenzen im Umgang mit neuen Medien zu erlernen und diese auch selbstständig zu nutzen, erscheint auch Arnold als wesentlich.
Das Öffnen der Institution Bildung und die Wandlung zu einer flexiblen und lernenden Organisation kann sogar zu einer „Aufklärung 2.0“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 292) führen.

„Bildung muss sich entgrenzen, Bildungsinstitutionen müssen ihre Lernorte flexibilisieren, Mixed-Mode-Strukturen entwickeln…“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 292).

Fazit:
Hier schließt sich auch der Kreis zu einem meiner Lieblingsthemen - der Kollaboration innerhalb des Lehrerkollegiums, zur Schule als lernender Organisation, zu Wissensmanagement im Bildungsbereich und zum Blended Learning.

Der Lernende, egal ob Schülerin oder Lehrerin, soll eine eigenständige Entwicklung machen können, gezielt Informationen aus dem Internet holen, „mediale Kommunikations- und Kooperationswege im Alltag nutzen“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 292), differenziert und dynamisch mit Vernetzungen umgehen können, aber auch den Bezug zur realen Welt durch „klassische Ziele wie Selbstorganisation, Relexion und Verantwortung“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 292) nicht verlieren.
Abschließend sei betont, dass beide Wissenschaftler den Wandel zu mehr Professionalisierung im Lehrberuf als Voraussetzung sehen: „Dieser Prozess wird neuartige Professionalitätsmuster von uns verlangen.“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 293)
Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommen auch Mayer, Resinger und Schratz in ihrer Zusammenfassung der Ergebnisse aller teilnehmenden Schulen am österreichischen eLSA-Projekt (eLearning im Schulalltag) des Bundesministeriums. Durch Innovationen und die Einführung von Blended Learning an den teilnehmenden Schulen hat es in vielen Schulen auch einen Wandel der Strukturen gegeben. Viele LehrerInnen haben sich „ExpertenInnenwissen angeeignet, das vor allem über die Netzwerkarbeit“ (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, S. 139) weitergegeben wurde. Das informelle Lernen zwischen den KollegInnen hat sich intensiviert, Chancen für eine Neuorientierung im Unterricht wurden wahrgenommen, und „durch die Notwendigkeit der Zusammenarbeit wurde an den Schulen in unterschiedlichen Konstellationen Teamarbeit gefördert.“ (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, S. 139)

Effekt:
Diese Zusammenarbeit hat in weiterer Folge zu einer besseren und effektiveren Vernetzung innerhalb der KollegInnen geführt, aber auch „einen bedeutenden Beitrag zur Unterrichts-, Personal- und Schulentwicklung gemacht.“
(Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, S. 140)


Schools should be able to flexibly organize "delimitation" and learning venues
(Shortened version of the original text in English)

In the following, not only the future of e-learning will be the focus of the considerations, but also the attempt of a critical examination of the topic will be presented.

Wernstedt and John-Ohnesorg highlight "the hope of a more modern, individualized, more self-determined learning with digital media" in their conference report on New Media in Education (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, p. 5), but point to the next Sentiment, because "too often already have educational revolutions been proclaimed by new techniques" (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008), which then never occurred. However, this critical examination should not lead to a rejection of new media because there are far-reaching opportunities for education, which are already predestined by the self-evident way in which students deal with the new media. As early as 2006, according to PISA, 90 percent of young people in Germany used the computer, communicated via social media and used all the media they had access to to obtain information.

However, as a significant factor influencing the successful use of e-learning, the technology or equipment at the schools must also be considered. "The technology must work - secure improved equipment and long-term use possibilities." (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, p. 8)

Studies by Prof. dr. Bardo Herzig and Sandra Assmann from the University of Paderborn show quite clearly that "access to and use of digital media in Germany still depends on socio-economic status." (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, p. 41)
The school can balance this out and give all students equal opportunities to access the computer, regardless of their social status. Initiatives such as "Schools on the Net" are trying to increase the computer equipment in Germany, increase the quality of their access to the network, and also increase the number of computers in schools. Similar problems can also be found in Austria, and it is precisely here that an important starting point for the future of e-learning at school can be set.

The impartation of competences of our students in the field of e-learning must be increasingly supported by the schools in the future, but as a prerequisite a sound education of the teachers appears necessary. "If the goal of using new media in school is taken seriously, then the further education of teachers in this area is essential." (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, p. 8)

"However, teachers, learners, principals, and education professionals need to help themselves by sharing, evaluating, and continuously developing new media experiences at school, thus contributing to quality control of learning and teaching with eLearning tools." (Revermann, 2008) , P. 51)

In an interview with the authors of the book "Digital Learning Worlds" (2010) Arnold and Reinmann outline the future of digital learning worlds. This approach is also considered appropriate with regard to the present consideration, especially with Reinmann it is one of the leading scientists dealing with the topics of e-learning, blended learning and in particular education.
Reinmann sees tremendous opportunities in Web 2.0 applications, but also in the task of building the necessary skills in the organization school. The chance to learn these skills in dealing with new media and to use them independently, also Arnold seems essential.
The opening of the institution of education and the transformation into a flexible and learning organization can even lead to a "Enlightenment 2.0" (Arnold & Reinmann, 2010, p. 292).

"Education has to be demarcated, educational institutions have to make their places of learning more flexible, develop mixed-fashion structures ..." (Arnold & Reinmann, 2010, p. 292).

Conclusion:
It also closes the circle to one of my favorite topics - the collaboration within the teaching staff, the school as a learning organization, knowledge management in education and blended learning.

The learner, whether a pupil or a teacher, should be able to develop independently, obtain targeted information from the Internet, "use media communication and cooperation in everyday life" (Arnold & Reinmann, 2010, p. 292), differentiated and dynamic with networking but also the relation to the real world through "classic goals such as self-organization, reflection and responsibility" (Arnold & Reinmann, 2010, p. 292).
Finally, it should be emphasized that both scientists see the change to more professionalization in the teaching profession as a prerequisite: "This process will demand novel types of professionalism from us." (Arnold & Reinmann, 2010, p. 293)
Mayer, Resinger and Schratz come to a similar conclusion in their summary of the results of all participating schools in the Austrian eLSA project (eLearning in everyday school life) of the Federal Ministry. Through innovation and the introduction of blended learning in the participating schools, there has also been a change in the structures of many schools. Many teachers have acquired "expert knowledge, which was passed on above all through networking" (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, p. 139). Informal learning between colleagues has intensified, opportunities for reorientation in teaching have been perceived, and "the need for cooperation has encouraged teamwork in schools in different contexts." (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, p. 139 )

Effect:
This cooperation has resulted in a better and more effective networking within the colleagues, but also "made a significant contribution to the education, staff and school development."
(Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, p. 140)

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