Dienstag, 21. Mai 2013

Ausblick in die Zukunft von E-Learning - Bildung soll Grenzen aufschließen und Schulen sollen ihre Lernorte flexibilisieren


Im Folgenden soll nicht nur die Zukunft des E-Learnings im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen, sondern auch der Versuch einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema dargestellt werden.

Wernstedt und John-Ohnesorg streichen in ihrem Konferenzprotoll zum Thema Neue Medien in der Bildung „die Hoffnung auf ein moderneres, individuelleres, selbstbestimmteres Lernen mit digitalen Medien“ (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, S. 5) hervor, weisen aber im nächsten Satz auf gebotene Skepsis hin, denn „zu häufig schon sind Bildungsrevolutionen durch neue Techniken ausgerufen worden“  (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008), welche aber dann nie eingetreten sind. Diese kritische Betrachtung soll aber nicht dazu führen, sich Neuen Medien gegenüber zu verschließen, denn zeigen sich weitreichende Chancen für die Bildung, welche schon durch den selbstverständlichen Umgang der SchülerInnen mit den Neuen Medien vorgezeichnet sind. Schon 2006 nutzten laut PISA 90 Prozent der Jugendlichen in Deutschland den Computer, kommunizierten über soziale Medien und nutzten alle ihnen zugänglichen Medien, um sich Informationen zu beschaffen.

Als wesentlicher Einflussfaktor zum erfolgreichen Einsatz von E-Learning muss aber auch die Technik bzw. die Ausstattung an den Schulen angesehen werden. „Die Technik muss funktionieren – verbesserte Ausstattung und langfristige Nutzungsmöglichkeiten sichern.“  (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, S. 8)
Studien von Prof. Dr. Bardo Herzig und Sandra Aßmann von der Universität Paderborn zeigen recht deutlich, „der Zugang zu und die Nutzung von digitalen Medien hängt in Deutschland nach wie vor vom sozioökonomischen Status ab.“ (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, S. 41) 
Die Schule kann hier einen Ausgleich schaffen und allen SchülerInnen in gleicher Weise die Chance zu einem Zugang zum Computer bieten, unabhängig von ihrem sozialen Status. Initiativen wie „Schulen ans Netz“ versuchen in Deutschland die Computerausstattung, den Netzzugang in ihrer Qualität und auch die Anzahl der Computer an Schulen zu steigern. Ähnliche Probleme finden sich auch in Österreich, und gerade hier kann ein wesentlicher Ansatzpunkt für die Zukunft von E-Learning in der Schule gesetzt werden. 
Die Kompetenzvermittlung unserer SchülerInnen im Bereich des E-Learnings muss in der Zukunft vermehrt von den Schulen getragen werden, wobei aber als Voraussetzung eine fundierte Ausbildung der Lehrkräfte notwendig erscheint. „Nimmt man das Ziel, neue Medien in der Schule verstärkt einzusetzen, ernst, dann ist die Fortbildung der Lehrerschaft in diesem Bereich unabdingbar.“  (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2008, S. 8)

„Lehrende wie Lernende, Schulleitungen und Bildungsexperten müssen jedoch selbst dazu beitragen, indem sie Erfahrungen mit den neuen Medien in der Schule weitergeben, evaluieren und kontinuierlich entwickeln und so zu einer Qualitätskontrolle des Lernens und Lehrens mit eLearning-Instrumentarien beitragen.“ (Revermann, 2008, S. 51)
In einem Interview mit den Autoren des Buches „Digitale Lernwelten“ (2010) skizzieren Arnold und Reinmann die Zukunft digitaler Lernwelten. Dieser Ansatz wird auch in Bezug auf die vorliegende Betrachtung als passend angesehen, handelt es sich gerade bei Reinmann um eine der führenden WissenschaftlerInnen, die sich mit den Themen E-Learning, Blended Learning und im Speziellen dem Bildungsbereich beschäftigen.
Reinmann sieht enorme Chancen in Web 2.0 Anwendungen, aber auch in der Aufgabe, die dafür notwendigen Kompetenzen in der Organisation Schule aufzubauen. Die Chance diese Kompetenzen im Umgang mit neuen Medien zu erlernen und diese auch selbstständig zu nutzen, erscheint auch Arnold als wesentlich. 
Das Öffnen der Institution Bildung und die Wandlung zu einer flexiblen und lernenden Organisation kann sogar zu einer „Aufklärung 2.0“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 292) führen.
„Bildung muss sich entgrenzen, Bildungsinstitutionen müssen ihre Lernorte flexibilisieren, Mixed-Mode-Strukturen entwickeln…“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 292).

Hier schließt sich auch der Kreis zu einem meiner Lieblingsthemen - der Kollaboration innerhalb des Lehrerkollegiums, zur Schule als lernender Organisation, zu Wissensmanagement im Bildungsbereich und zum Blended Learning. 
Der Lernende, egal ob Schülerin oder LehrerIn, soll eine eigenständige Entwicklung machen können, gezielt Informationen aus dem Internet holen, „mediale Kommunikations- und Kooperationswege im Alltag nutzen“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 292), differenziert und dynamisch mit Vernetzungen umgehen können, aber auch den Bezug zur realen Welt durch „klassische Ziele wie Selbstorganisation, Relexion und Verantwortung“  (Arnold & Reinmann, 2010, S. 292) nicht verlieren.
Abschließend sei betont, dass beide Wissenschaftler den Wandel zu mehr Professionalisierung im Lehrberuf als Voraussetzung sehen: „Dieser Prozess wird neuartige Professionalitätsmuster von uns verlangen.“ (Arnold & Reinmann, 2010, S. 293)
Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommen auch Mayer, Resinger und Schratz in ihrer Zusammenfassung der Ergebnisse aller teilnehmenden Schulen am österreichischen eLSA-Projekt (eLearning im Schulalltag) des Bundesministeriums. Durch Innovationen und die Einführung von Blended Learning an den teilnehmenden Schulen hat es in vielen Schulen auch einen Wandel der Strukturen gegeben. Viele LehrerInnen haben sich „ExpertenInnenwissen angeeignet, das vor allem über die Netzwerkarbeit“ (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, S. 139) weitergegeben wurde. Das informelle Lernen zwischen den KollegInnen hat sich intensiviert, Chancen für eine Neuorientierung im Unterricht wurden wahrgenommen, und „durch die Notwendigkeit der Zusammenarbeit wurde an den Schulen in unterschiedlichen Konstellationen Teamarbeit gefördert.“ (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, S. 139)

Effekt: Diese Zusammenarbeit hat in weiterer Folge zu einer besseren und effektiveren Vernetzung innerhalb der KollegInnen geführt, aber auch „einen bedeutenden Beitrag zur Unterrichts-, Personal- und Schulentwicklung gemacht.“ (Mayr, Resinger, & Schratz, 2009, S. 140)

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